Bauen

vereinfachen

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Wie die Wachauzonen das Thema Bauen vereinfachen, darüber sprechen Bürgermeister Rainer Toifl und die Amtssachverständige Kathrin Schwab. Rainer Toifl ist seit 2024 Bürgermeister von Aggsbach. Dipl.-Ing. Kathrin Schwab ist Amtssachverständige für Baukultur und bauliche Angelegenheiten im UNESCO Welterbe. Das Gespräch haben wir im Juni 2025 geführt.

In der Wachau gibt es mit den Wachauzonen ein Schutzinstrument – wie stehen Sie als Bürgermeister von Aggsbach dazu?

Rainer Toifl: Sehr positiv! Wir müssen unsere wunderschöne Umgebung schützen, damit wir sie auch der nächsten Generation weitergeben können. Praktisch bedeutet das: Es braucht Vorschriften für Baumaßnahmen, vor allem im Kern der Wachau. Ich finde es auch wichtig, dass alle Bürgermeister in der Wachau bei diesem Thema an einem Strang ziehen.

Wie erleichtern die Zonen die tägliche Arbeit?

Kathrin Schwab: Indem man einfach in der Liste nachschaut, in welche Schutzkategorie ein Objekt fällt, das umgebaut werden soll. Je nach Kategorie gibt es dann Vorschriften, was erlaubt ist und was nicht. Dieser Prozess ist viel einfacher, als wenn wir jede Baumaßnahme mit einem Ortsbildgutachten individuell beurteilen müssten.

Wie viele Wachauzonen gibt es und welche davon finden sich in der Gemeinde Aggsbach?

Kathrin Schwab: Es gibt insgesamt vier Wachauzonen-Kategorien: I – Denkmalschutz, II – erhaltenswürdig, III – ortsbildprägend und IV – sonstige Objekte und Bereiche. In der Gemeinde Aggsbach stehen 13 Objekte unter Denkmalschutz. 56 Objekte sind der Kategorie II zugeordnet. Besitze ich nun ein Haus in einer dieser beiden Kategorien, bedeutet das unter anderem: Ich darf es nicht abreißen.

In der Bevölkerung werden die Vorschriften wahrscheinlich nicht nur positiv gesehen …

Rainer Toifl: Das stimmt. So mancher versteht nicht, warum man das eigene Haus nicht pink streichen kann, um es überspitzt zu formulieren. Umso wichtiger ist die Bewusstseinsbildung – und die fängt bei uns selbst an. Wie kommuniziere ich das Thema? Wie erkläre ich, warum manches nicht geht? Mein Zugang ist da ein direkter: Manchmal muss man auch deutlich sagen, wenn das Gesamtbild in Gefahr ist.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Rainer Toifl: Wenn zum Beispiel beim Zaun ein Material gewählt wird, das nicht in die Wachau passt. Man würde es nicht glauben, aber Gartenzäune sind ein Thema, über das wir oft diskutieren.

Kathrin Schwab: Ja, das stimmt! Sie sind aber ein sehr wichtiges Thema, weil sie eines der ersten Dinge sind, die man von außen wahrnimmt. Und genau darum geht es uns bei den Schutzzonen: Dass jenes Bild, das man von öffentlichen Stellen aus sieht, ein gutes Ganzes ergibt.

Gibt es einen Grundsatz, der beim Bauen in der Wachau immer gilt?

Kathrin Schwab: Dass das eigene Objekt nicht herausstechen sollte. Das dürfen Landmarks wie Kirchen oder öffentliche Bauten, aber niemals ein Wohnhaus. Wir nehmen die Ortschaften als so harmonisch wahr, weil die Häuser einander ähneln und sich keines in den Vordergrund drängt. Deswegen macht es einen Unterschied, ob die Hausfassade zum Beispiel ein pastelliges Vanille-Gelb bekommen soll oder ein grelles Neongelb.

Warum ist auch die Gestaltung des Dachs immer wieder Thema?

Kathrin Schwab: Weil man in der Wachau vieles von der Adlerperspektive aus wahrnimmt – denken wir nur an den Welterbesteig, auf dem man etliche Ortschaften von oben sieht.

Wann wenden Sie sich als Gemeinde an die Fachabteilung des Landes?

Rainer Toifl: Bei jeder Baumaßnahme, die bei uns angezeigt wird. In einfachen Fällen bekommen wir dann einen Zweizeiler zurück mit einem OK – ganz unbürokratisch. Manchmal kommt Kathrin Schwab aber auch vor Ort. Dann schauen wir uns das Objekt gemeinsam mit den Besitzerinnen und Besitzern an. Wichtig ist, die Möglichkeiten durchzusprechen und persönlich zu beraten. In vielen Fällen wird es dann ein Kompromiss. Wir wollen ja Lösungen, mit denen alle Seiten zufrieden sein können.

Abschlussfrage: Welches Objekt sollte ich mir in Aggsbach Markt aus baukultureller Hinsicht unbedingt ansehen?

Rainer Toifl: Auf jeden Fall den Pfarrhof. Dieser wurde von Jakob Prandtauer gestaltet, einem der wichtigsten Baumeister des Barock. Das Gebäude nenne ich auch oft als Beispiel, wenn ich das Thema Baukultur in der Wachau vermitteln will.

Danke für das Gespräch!