Wie kreative Lösungen im Kleinen das große Ganze bewahren
Es braucht auch ein bisschen Mut, sagt Bürgermeister Christian Geppner aus Weißenkirchen in der Wachau. Gemeinsam mit Welterbemanagerin Inge Hödl sprechen wir darüber, wie wichtig die Bewusstseinsbildung ist, und dass gute Lösungen Zeit benötigen.
Im Jahr 2000 wurde beschlossen, die Wachau in die Liste der UNESCO-Welterbestätten als „fortbestehende Kulturlandschaft“ aufzunehmen. Was wäre, wenn dieser Schritt nicht passiert wäre?
Christian Geppner: Das Thema Bauen wäre weniger sensibel angegangen worden. Ich bin mir sicher, die Zersiedelung der Ortschaften wäre dann auch in der Wachau passiert. Vielleicht wäre sogar ein Betriebsgebiet zwischen Weißenkirchen und Wösendorf entstanden … Die Wachau würde definitiv anders aussehen.
Inge Hödl: Neben dem Welterbe-Titel war auch die Verhinderung des Donaukraftwerks in der Wachau ein zentraler Schritt. Da muss man schon sagen: Wenn es ums Eingemachte geht, dann ist das Bewusstsein in der Bevölkerung da. Aber natürlich kämpfen wir auch mit dem immensen Baudruck – überall dort, wo es besonders schön ist, wo es Wasser gibt, da ist dieser besonders stark.
Welche Instrumente helfen Ihnen in der praktischen Arbeit, um das baukulturelle Erbe zu bewahren – aber trotzdem die Region sanft weiterzuentwickeln?
Inge Hödl: Ein wichtiger Prozess war die Entwicklung des „Leitbild Bauen“ – ein Nachschlagewerk für alle, die mit dem Thema Bauen in der Wachau zu tun haben: Bausachverständige, Architekt*innen, Baumeister*innen etc. Ziel ist, die Attribute der Wachau zu erhalten, wie die ursprünglichen Siedlungsstrukturen und die malerischen Ortskerne. Darin finden sich Empfehlungen und Leitlinien. Parallel dazu gibt es die „Wachauzonen“ als weiteres Schutzinstrument: ein Bebauungsplan mit bestimmten Vorgaben in den jeweiligen Kategorien.
Christian Geppner: Und die Wachauzonen sind in der praktischen Arbeit immens wichtig! Weil es verbindliche Regeln sind, beschlossen im Gemeinderat. Damit ist transparent nachvollziehbar, was wo möglich ist. In unseren Bebauungsplan und die Kategorisierung haben wir wirklich sehr viel Zeit investiert, sind von Haus zu Haus gegangen, haben mit den Besitzerinnen und Besitzern gesprochen. Das ist auch für die Bewusstseinsbildung sehr wichtig. Und ja, die dauert …
Zwischen Beschränken und Möglich-Machen – wie sehen Sie Ihre Rolle als Bürgermeister?
Christian Geppner: Als Bürgermeister habe ich stets zwei Hüte auf: Auf der einen Seite sehe ich es als meine Aufgabe, unser Ortsbild zu schützen. Aber ich verstehe auch Bürgerinnen und Bürger, die in historischen Häusern leben, dass sie sie gestalten wollen. Viele führen hier ihre Winzerbetriebe – um Förderungen zu bekommen, sind Themen wie der Energieausweis und erneuerbare Energie sehr wichtig. Ein Haus aus dem Mittelalter kann ich aber nicht in Vollwärmeschutz einpacken, das muss atmen können. Auch das Thema Photovoltaik ist komplex, weil unsere homogene Dächerlandschaft wichtig ist für den Gesamteindruck von Weißenkirchen. Da kann ich an öffentlich gut einsehbaren Dachflächen einfach keine PV-Anlage daraufsetzen.