Kellergassen

Schützen

Kellergassen Schützen Pillichsdorf (c) Pamela Schmatz

„Was der Stephansdom für Wien ist, sind die Kellergassen für uns.“

Über die Bedeutung der Kellergassen für die Gemeinden – und das Instrument der Schutzzonen, um sie für die Zukunft zu bewahren. Ein Gespräch mit Bürgermeisterin Manuela Leisser aus Wildendürnbach und Bürgermeister Florian Faber aus Pillichsdorf im Weinviertel.

Wie wichtig ist die Kellergasse für Ihre Gemeinde?

Manuela Leisser: Mein Vorgänger hat sehr viel Herzblut in die Kellergasse gesteckt – so haben wir es 2013 geschafft, dass die Kellergasse Galgenberg als schönste Kellergasse Niederösterreichs ausgezeichnet wurde. Auch heute tauchen die Bilder unserer Gasse immer wieder in den Medien auf, wenn es ums Thema geht.
Wir sind sozusagen ein Musterbeispiel – und das macht viele sehr stolz.

Florian Faber: Auch in Pillichsdorf ist die Kellergasse identitätsstiftend für den Ort. Was der Stephansdom für Wien ist, das sind die Kellergassen für uns im Weinviertel. Dieses Kulturgut müssen wir schützen. Deshalb arbeiten wir gerade daran, unsere Schutzzonenbestimmungen zu aktualisieren – auch um sie wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen zu bringen.

Worin liegen die Vorteile einer Schutzzone?

FF: Einer Schutzzone liegt ein Bebauungsplan zugrunde. Darin ist genau geregelt, was geht – und was nicht. Somit sind die Regeln für alle klar und nachvollziehbar. Ich sehe die Schutzzone als eine Anleitung – einen Rahmen, innerhalb dessen man sich bewegen kann. Das erleichtert auch unsere Arbeit als Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, weil wir auf diese Regeln verweisen können.

ML: Auf einem unserer Keller prangt die Jahreszahl 1738. Da sehe ich es als meine Verantwortung als Bürgermeisterin heute, diesen Teil unserer Geschichte zu erhalten. Mit einer Schutzzone können wir das – sie ist das passende Instrument dafür. Die Zone bedeutet übrigens nicht, dass wir uns vor Neuem verschließen. Aber Neu- und Umbauten müssen ins große Ganze passen. Es kann nicht sein, dass plötzlich Zäune mitten in die Kellergasse „gepflanzt“ werden, große Fenster oder Photovoltaik-Anlagen sichtbar angebracht werden. Das stört das Ensemble.

Was würden Sie Kolleginnen und Kollegen empfehlen, die ihre Kellergasse schützen wollen?

FF: Die Schutzzone – weil sie einen breiten Konsens schafft. Und weil man damit sehr individuelle Lösungen erarbeiten kann. Das ist kein Konzept, das einfach drübergestülpt wird, sondern das jede Gemeinde für ihre Kellergasse selbst entwickelt. Dabei kann man bestens auf örtliche Besonderheiten eingehen. Weil jede Kellergasse anders ist.

Wie schaffen Sie es, die Bürgerinnen und Bürger ins Boot zu holen?

ML: Man muss vermitteln, dass es etwas Gutes ist, diese Regeln zu befolgen: Jede und jeder trägt dazu bei, dass unsere Kellergasse erhalten bleibt. Die Regeln einer Schutzzone können aber auch neue Türen öffnen. Zum Beispiel, dass wir neue Formen der Nutzung möglich machen. Ich denke daran, die Keller auch als Seminar- oder Atelierraum nutzbar zu machen – dafür braucht es natürlich WLAN.

FF: Ein Bürgerbeteiligungsprozess ist ein guter Weg. Als Gemeinde muss man dabei aber schon auch eine Richtung vorgeben – ansonsten rudert jede und jeder in eine andere Richtung. So manche Bürgerin und so mancher Bürger verfolgt dabei auch sehr persönliche Ziele. Als Bürgermeister sehe ich meine Rolle aber darin, das große Ganze zu sehen – und das allgemeine über das einzelne Interesse zu stellen.